Gehören Sie auch zu den Menschen, die nach einer kurzen oder schlecht geschlafenen Nacht in Kauf nehmen, dass der Folgetag anstrengend und mühsam wird? Dabei hat der Schlaf eine ganz entscheidende Bedeutung für die Gesundheit. Arthur Schopenhauer sagte: „Der Schlaf ist für den Menschen, wie das Aufziehen der Uhr.“

Schlaf dient der Erholung, der Stärkung des Immunsystems, der Zellerneuerung, der Regeneration von Körper und Gehirn und hilft beim Vertiefen von Erlerntem. In Schulzeiten habe ich mir vor dem Schlafen noch mal die Vokabeln angeschaut und meist waren sie dann am nächsten Morgen auch im Kopf. Probieren Sie es doch einfach mal aus.

Die benötigte Anzahl an Schlafstunden ist abhängig vom Alter des Menschen und keine subjektive Empfindung. Die empfohlene Schlafdauer nach Hirshkowitz et al 2015 beträgt:

Neugeborene (bis 3 Monate) 14-17 Stunden
Säuglinge (4-11 Monate) 12-15 Stunden
Kleinkinder (1-2 Jahre) 11-14 Stunden
Vorschulkinder (3-5 Jahre) 11-13 Stunden
Schulkinder (6-13 Jahre)  9-11 Stunden
Teenager (14-17 Jahre)  7-9 Stunden
Erwachsene (ab 18 Jahren)  7-9 Stunden
Senioren  7-9 Stunden

Unsere Vitalfunktionen unterliegen dem zirkadianen Rhythmus, der den Schlaf-Wach-Rhythmus und die Körperprozesse wie z.B. die Hormonausschüttung steuert. Entscheidend ist hierbei das Licht. Mit zunehmender Dunkelheit wird über die Hirnanhangdrüse (Epiphyse) das Hormon Melatonin ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass wir müde werden. So unterstützt es die Ruhephase und den Schlaf. Deshalb ist es für eine gute Nachtruhe wichtig, den Schlafraum dunkel zu halten.

Untersuchungen der Krankenkassen zeigen aber, dass ca. 80 % der Arbeitnehmer von chronischem Schlafmangel betroffen sind und sogar jeder zehnte an Schlafstörungen leidet. Jeder zweite Arbeitnehmer schläft nur sechs Stunden oder weniger und fühlt sich erschöpft und gestresst.

Die Ursachen sind vielfältig. Berufliche und/oder private/familiäre Probleme und Schichtdienst werden zuerst genannt. Aber auch eine falsche Raumtemperatur, Lärm, Lichtverschmutzung, elektrische Strahlung und WLAN kommen als Ursachen in Frage. Nicht zu vergessen sind natürlich Erkrankungen, Schmerzen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.

Die Auswirkungen von chronischem Schlafmangel sind zunächst Kopfschmerzen, Schwäche, Konzentrationsstörungen und verminderte Aufmerksamkeit. Es zeigt sich, dass nach 24 Stunden ohne Schlaf der Blutalkoholspiegel auf 1 Promille ansteigt, ohne das tatsächlich Alkohol genossen wurde. So hat das Attribut „schlaftrunken“ tatsächlich eine Bedeutung, was auch die Unfallstatistiken im Straßenverkehr belegen.

Chronischer Schlafmangel betrifft den ganzen Organismus und so gut wie alle Organsysteme und zwar langfristig. Betroffen besonders sind das kardio-vaskuläre System, der Kohlenhydratstoffwechsel, das Immunsystem, das Mikrobiom des Darmes und auch die Psyche.

Diese werden in den folgenden Artikeln genauer beleuchtet.

Wenn Sie Fragen haben oder akut Probleme mit dem Schlafen, berate ich Sie gerne in meiner Praxis.

(Quelle: Sanum Post 2020, Nr. 130, S.19-25)